ich kann nicht mit und nicht ohne dich

Aufwachen. Wissen was auf mich zukommt, Spieltag. Heimspiel, zwei Spiele. Das Mittagessen schmeckt mir schon nicht mehr weil diese gewisse Nervosität immer da is auf kompletter Linie zu versagen. So zu spielen wie ich es früher mal getan habe, so wie es mir heut in den seltensten Fällen immer noch passiert, unüberlegt, nervös, bewegungsunfähig kurz vorm Heulkrampf. Es ist nicht so, dass ich sonderlich leistungsstark spielen muss, es geht darum Spaß an der Sache zu haben mittlerweile. Das war nicht immer so. Mit 16 wurde ich in irgendeine Jugendmannschaft reingeworfen und verstand gar nichts, schon gar nicht von Volleyball.  Sie haben mich eben aufs Feld gestellt um nicht absagen zu müssen weil sie keine sechs Leute waren. Diese Jahre in denen ich einfach spielerisch nicht so weit war um mithalten zu können, sie prägten. Meine erste Saison in der Aktiven Mannschaft, dank eines ziemlich ehrgeizigen Trainers, meines Studiums und meiner nicht vorhandenen Fähigkeiten von der Bank aus. Ausgelacht von den eingebildeten Mannschaftskameraden. Selbstvertrauen aufbauen ? Wie den ?. Mit neu gemixter Mannschaft von vorne anfangen, da die guten in die erste Mannschaft durften, ohne Trainer. Mein Selbstvertrauen es kommt zurück. Fast 15kg weniger schwer und mit regelmäßigen Training erziele ich die ersten "kleinen Erfolge".
2014 von vorne, wieder fehlen Spielerinnen, wieder kein Trainer mehr und trotzdem. Wie oft habe ich mir gesagt hör auf mit dem Scheiß, es hat keinen Sinn mehr du kannst eh nichts und im Endeffekt hast du auch noch die ganze Organisation dahinter an der Backe. Nach jeder Saison im Kopf zu haben ich hör auf und es nachher doch nicht zu tun. Am Samstag war es also wieder so weit. Eigentlich nur für den Spieltag aus dem Bett gequält. Das Einspielen, das Beäugen des Gegners sofort sichtbar: Die sind viel viel besser wie wir. Egal, aufgeben ist nicht. Also die letzen Aufschläge rüber hauen, das Trikot anziehen. Der Schiri pfeifft: Aufstellung bitte. Wir stehen im Kreis und brüllen den Schlachtruf. Gleich geht es los. Die Gänsehaut habe ich immer, auch wenn wir nie Zuschauer haben. Ich habe sie auch gerade jetzt beim Schreiben dieser Zeilen wenn ich drüber nachdenke. Dann geht es los, erster Aufschlag voll da sein. Wir kämpfen und geben unser bestes. Ein für mich schöner Überkopfangriff den ich direkt vor die Füße der Gegnerin platziere. Ich freue mich und denke nicht an den Spielstand und daran, dass wir circa zehn Punkte hinten liegen. Ein paar Blockaktionen im zweiten Spiel die ich so gar nicht von mir erwartet hätte und es reicht irgendwie um zumindest mit meiner Leistung zufrieden zu sein. Wir umarmen uns, obwohl wir gerade zwei Spiele 3:0 verloren haben, das mögliche ist getan. Ich bin brotfertig und spüre jeden Muskel.
Und in solchen Momenten weiß ich, dass ich diesen Sport längst noch nicht aufgegeben habe, obwohl ich es eigentlich sollte. Das ich auch nächstes Jahr weiter machen werde, warscheinlich. Diese Hassliebe. Ich kann nicht mit und nicht ohne dich.
Because its Volleyball, thats why.

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