Abgründe

Stell dir vor, du stehst vor einer Schlucht in deiner Hand ein rotes Seil. Vor dir zwei schmale Brücken, eine weiße, eine schwarze. Beide sehen nicht besonders stabil aus, aber du könntest sicher auf die andere Seite gelangen, ein Restrisiko bleibt. Du könntest aber ebenso das rote Seil in die Hand nehmen um die beiden Brücken zusammen zu halten und sicher hinüber zu komme.

Ein komisches Bild denkt ihr ? Diese Brücke begegnet uns in der Realität nur allzu häufig. Nämlich immer dann wenn wir zwischen den Stühlen stehen, wenn wir nicht wissen wem sollen wir vertrauen und welche Meinung ist hier die Richtige und wer erzählt nur eine Geschichte. Schwarz und Weiß, die eine und die andere Seite. Wir sind nur oft zu faul wirklich den roten Faden in die Hand zu nehmen und alles genau zu betrachten und zusammen zu weben. Wir sehen schwarz oder weiß und entscheiden uns für eine Seite, beide Seiten zu sehen- viel zu kompliziert. Es ist doch viel einfacher sich auf eine Seite zu stellen, mit zu lästern und andere zu verurteilen. Es kostet Mühe und Zeit die Hintegründe eines Menschens kennenzulernen, den genauen Ablauf einer Situation zu rekonstruieren. Aber das ist es, was uns oft weiterhelfen würde. Versuchen zu verstehen, sich in eine andere Person hinein zu versetzen, die Umstände betrachten. Das gilt nicht nur  bei einem Streit, auch bei aktuellen Themen ist es viel zu oft nur eine Seite die von der Presse gesehen wird. Der Kachelmannprozess, der bis heute ein Streitthema bleibt beispielsweise. Es ist schwierig für uns, die nicht beteiligt sind tatsächlich zu rekonstruieren. Es ist klar einfacher sich auf ein Bild einzuschießen. Deutlich zu sehen auch beim Tugce Prozess, das Opfer wurde hoch gelobt bezüglich der gezeigten Zivilcourage und sogar das Bundesverdienstkreuz hätte sie verdient. Der Täter der Schwarze, der Böse für die Presse ein gewaltverherrlichender, verkorkster Jugendlicher der in völliger Brutalität einer jungen Frau das Leben nahm. Das nun beim Prozess "Differenzen" im Tathergang dargestellt werden, das "beide Seiten sich nicht optimal  verhalten haben" zeigt wieder einmal, das auch hier ein Schwarz-Weiß Bild zu schnell geglaubt wurde. Sicher, in Frage stellen das die  Tat schrecklich war wäre anmaßend, aber ein Alleinschuldiger ist schnell gefunden und die Sau lässt sich so leicht durchs Dorf treiben. Gibt es die Sau nachher tatsächlich, kann man immer noch draufhauen und sie durchs Dorf treiben. Abwarten und zuhören sollten wir vielleicht öfters mal. Den roten Faden in die Hand nehmen und beide Brücken zusammen knüpfen um die Wahrheit zu sehen, sich ein eigenes Bild schaffen dafür sind die meisten heutzutage leider zu faul geworden. Sich in andere Menschen zu versetzen und ihre Geschichte anzuhören, nutzlos wenn man sich doch so einfach auf eine Seit schlagen kann. Jeder Mensch, hat seine Gründe und Abgründe und wir sollten viel sorgsamer miteinander umgehen bevor wir urteilen.

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