und dann verstehst du vielleicht..

Was treibt eigentlich einen 17jährigen dazu Menschen zu erschießen ? Sollte man unserer Regierung glauben, sind es Ballerspiele. Und ganz klar ist ja auch, der war ja psychisch krank und die Psychiater hätten das ja merken müssen.
Ich frage mich bei solchen Spekulationen immer wieder ob unsere Politiker, die solche Aussagen treffen sich ernsthaft mit  dem Begriff Mobbing auseinandergesetzt haben. Oder hat man das als sie damals noch jung waren als "einfache Hänselei" abgetan und tut das immer noch? "Kinder machen sowas eben, da muss man durch". Bei solchen Sätzen kommt es mir hoch. Wenn man sich die Lebensläufe unserer Politiker mal so anschaut, möchte ich niemanden etwas unterstellen, aber sie waren wohl eher Täter als Opfer. Aus gut situierten Familien ein recht einfaches Leben.

Was Mobbing wirklich bedeutet dass wissen die oberen 10.000 nicht. Kritische Stimmen aus der Bevölkerung werden ihnen fern gehalten durch PR Berater, wenn es zu krass wird gibt es Polizeischutz. Nur geht sowas eben nicht wenn du 15 Jahre alt bist, mitten in der Pubertät und nicht ins Raster passt.
Es geht in den Schulen längst nicht mehr nur um irgendwelche Markenklamotten. Ging es ehrlicherweise auch nie.
Der Täter hatte einen seltsamen Gang und eine komische Stimme. Die Mitschüler beschreiben ihn als komisch, als zurück gezogen. Das der "in der Klapse war" das wussten sie vielleicht nicht und wenn wäre die Ausgrenzung noch schlimmer geworden. Dass der Ballerspiele gespielt hat, dass wussten die Mitschüler schon, aber das tun viele.
Nur, diese  Ballerspiele machen niemanden zu einem Amokläufer. Zum Amokläufer machen einen die eigenen Gefühle. In der Pubertät steckend, kämpfen Jugendliche mit sich selbst. Sie wissen nicht welchen Weg sie einschlagen wollen, fühlen sich nicht wohl in ihrer Haut und geraten mit ihren Eltern aneinander. Völlig normal. Was dabei nicht normal ist, ist wenn diese Jugendlichen dann noch ständig durch Mitschüler das Gefühl vermittelt bekommen du bist falsch, du bist behindert, du bist bekloppt und du gehörst nicht zu uns. Ausgegrenzt, hat man vielleicht ein paar Freunde, die die selben Probleme haben die aber den Mund gegen die "scheinbar" Coolen in der Klasse nicht aufmachen, da sie ja sonst nur noch selbst mehr Opfer werden. Es beginnt damit, dass man keinen Kommentar in der Klasse machen kann oder das irgendwer lacht, ohne das irgendwer von den Coolen einen Kommentar dazu abgibt. Es geht vielleicht weiter im Sportunterricht wo die anderen eben stärker sind als man selbst, wo die Bewegung dumm aussieht weil man ein paar Pfund zu viel auf den Rippen hat. Heimlich wird das mit dem Smartphone gefilmt, ein witziger Ton untergespielt und dann geht das ganze per Snapchat an die ganze Klasse. Fake Profile der Person unter seltsamen Namen mit bearbeiteten Bildern tauchen im Netz auf. Cyber-Mobbing zieht weite Kreise. Ist die Schule vorbei wird heutzutage im Netz weiter gemacht.
Und die Lehrkräfte? Ich erinnere mich immer wieder an eine Situation in der 8. Klasse zurück. Als ich es nicht mehr aushielt zu meiner Lehrerin ging unter Tränen sagte "Die machen sich dauernd über mich lustig und ich halt das nicht aus. " Sie schaute mich mit großen Augen an und fragte "und was erwartetst du jetzt von mir, wie soll ich dir helfen ?". Heute mache ich ihr keinen Vorwurf mehr, aber damals war ich maßlos enttäuscht. Gymnasiallehrkräfte genießen bis heute wenig bis keine pädagogische Ausbildung. Es sind krass ausgedrückt Schüler, die eben ihr Lieblingsfach studiert haben und nun lehren. Pädgogische Lernmethoden ja, der Umgang mit Konfliktsituationen, sozialpädagogische Gruppenarbeit, Gesprächsführung, Beratung alles Dinge die nicht so wichtig genommen werden in der Ausbildung. Und hier sind wir wieder bei unserer Regierung, die dann Ballerspiele dafür verantwortlich macht. Natürlich, Lehrer sollen von ihrem Fach bestmöglich Ahnung haben, nur sind Lehrkräfte nur als Wissensvermittler noch aktuell ? Ein schnelleres Turboabi ist aber wichtiger, als sich diese Frage zu stellen. Wenn der Lehrer als Wissensvermittler dienen soll, muss oder sollte jeder Klasse ein Schulsozialarbeiter zur Seite stehen, der die Zeit hat, sich intensiv mit Schülern zu beschäftigen und gemeinsam Lösungen gegen Mobbing zu finden. Eventuelle Probleme im Elternhaus können in Gesprächen mit Schülern erkannt werden und professionelle Hilfe kann gegebenenfalls eingesetzt werden.

Sich verstecken hinter dem Bildschirm, des Ballerspiels, Menschen abknallen sich einmal stärker fühlen als alle anderen- das ist in dieser Situation natürlich etwas, dass die Hemmungen mindern kann, tatsächlich in der Realität selbst schießen zu wollen. Aber es ist nicht, das eigentliche Problem. Das eigentliche Problem ist, dass Mobbing nicht oder nur wenig beachtet wird, das Lehrkräften keine Zeit dafür eingeräumt bekommen sich mit ihren Klassen abseits von Lehrplänen zu beschäftigen und zu guter letzt, die Tatsache dass psychische Erkrankungen immer noch stigmatisiert werden als "bekloppt". Die zunehmende Ghettoisierung, die Tatsache das von den Eltern keine Aufmerksamkeit kommt, all dass sind Komponeten die einen 17jährigen zu einem Amokschützen machen. Aber sicher nicht einzig und allein Computerspiele mit Schusswaffen.

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