Schmerzen. #teroddathon

Ich weiß nicht mehr genau wann die Schmerzen anfingen, es muss so zwischen Kilometer 8 und 15 gewesen sein. Stechend. Im rechten Fuß. Immer wieder. Mal mehr oder weniger. 20km war ich gelaufen als es nicht mehr ging. Unter Tränen drückte ich die Stopfunktion der Uhr. Humpelte den Berg hoch nach Hause, den ich mich sooft noch als letzte Herausforderung hochgeschleppt habe. Heute ging nichts mehr. Da war nur noch Schmerz. Ich wusste sofort: Das ist nichts, dass du mit ein bisschen Dehnen wieder losbekommst. Und das 10 Wochen vor dem Marathon. Wie oft hatte ich mir die Ziellinie in Frankfurt vorgestellt bei den kräftezehrenden Einheiten. Wie oft überlegte ich mir die Worte für den Post den ich hier über meinen ersten gefinishten Marathon schreiben würde, wie oft freute ich mich bereits jetzt darüber allen die mich ausgelacht hatten ins Gesicht zu lächeln und zu sagen ich bin Marathonfinisher ihr Lappen. Wie oft freute ich mich darauf, mir selbst den Beweis zu erbringen etwas geschafft zu haben.
Als ich die Schuhe zu Hause auszog entdeckte ich nach dem Duschen sofort einen roten ins bläulich gehenden Fleck und eine Schwellung oberhalb des Sprunggelenks. Ich schmierte sofort alle verfügbaren Sportsalben. Nichts tat sich. Sonntagfrüh konnte ich nur noch auf dem Fußballen auftreten. Die Schmerzen bei meinem Bänderriss damals waren weniger. Schön. Ich wusste ja welches Prozedere mir nun bevorstehen würde. Hausarzt, Unfallarzt. Dort stand ich dann montags auch. Nachdem ich ungefähr drei Mal durch die komplette Stadt gefahren war auf der Suche nach einem Parkplatz. Mit meinem bei jedem Schritt schmerzenden Bein vor einem Wartezimmer ohne nur einen leeren Stuhl. Ich musste mich zurückhalten nicht anzufangen zu weinen. Vor Wut auf das deutsche Gesundheitssystem und etliche Menschen die hier warteten die alle fitter aussahen als ich. Ja, sonderlich fair kann ich in solchen Situationen besonders gut.
Bis zum Röntgen dauerte es 1,5 h- die ich auf dem Boden sitzend verbachte. Eine weitere halbe Stunde bis ins Sprechzimmer und eine weitere bis der Arzt sich Zeit nahm. Der kannte mich noch- von meiner Steisbeinfraktur. (fragt lieber nicht) Mein Röntgenbild unauffällig. Gottseidank. Kein Ermüdungsbruch oder Ähnliches. Trotzdem waren da ja die Schmerzen und die Diagnose war nicht besonders vielversprechend: Überlastungsreaktion der Peronealsehne. Zinkleimverband und viel Ruhe, pflanzliche Schmerzmittel und 10 Tage nicht laufen. Rad fahren, Krafttraining. Reiten darf ich zum Glück auch.Danach soll ich langsam anfangen. Schauen ob ich 500 Meter schmerzfrei laufen kann, wenn nicht sofort aufhören. Ich meine 500m.. schlechter Witz.
Ich habe noch nicht komplett aufgegeben, noch hab ich die Hoffnung, dass der Marathon Ende Oktober  irgendwie klappen kann. Aber im Moment ist da soviel Trauer und Wut in mir, auf meinen Körper auf mich selbst, auf alles. Oft möchte ich mich nur noch verkriechen. Über die Option nicht ins Ziel zu kommen habe ich oft genug nachgedacht, aber gar nicht erst zu starten war für mich absolut nicht vorstellbar. Ich weiß, ich habe schon so viel in 2017 geschafft von 0 auf 5, von 5 auf  10 von 10 auf Halbmarathon aber trotzdem fühlt es sich jetzt doch sehr nach Versagen an.
Wie so viele Dinge in meinem Leben sich danach angefühlt haben bisher. Ich fühle mich als hätte ich alle enttäuscht, vor allem aber mich selbst. Vielleicht ist es meine eigene Schuld. Vielleicht hab ich mir zu viel vorgenommen. Habe mich zu schlecht ernährt, mir zu wenig Ruhepausen gegönnt. Jetzt haben alle, die mich belächelt haben was sie wollen. Im Endeffekt bringt es nichts, sich Vorwürfe zu machen. Oder mit kranken Ehrgeiz wider der Gesundheit zu handeln und doch zu laufen. Ich kann nichts tun, außer abzuwarten. Darauf zu warten, dass doch noch alles gut wird.


Ich weiß, es gibt so viele Menschen denen es schlimmer geht und die schwerere Verletzungen haben oder gar nicht laufen können. Ja, es klingt auch alles sehr nach Selbstmitleid. Das Schreiben solcher Beiträge hilft mir aber  einfach meinen momentanen Gefühlen Luft zu machen und damit klar zu kommen.

Kommentare

  1. Du solltest dich davon frei machen, dem eine Bedeutung beizumessen, was andere in diesem Fall sagen oder denken. Ich habe diene läuferische Entwicklung auf Twitter etwas verfolgt und du hast auf jeden Fall ganz großartiges erreicht, unabhängig davon, ob du den Marathon jetzt mitlaufen kannst oder nicht. Wenn du dabei bleibst, wirst du auch noch einen Marathon laufen und gerade bei einem Marathon steigern ein paar Kilometer mehr in den Beinen den Erlebniswert ungemein.

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  2. Autsch, hört sich wirklich nicht gut an.
    Jetzt schau erstmal dass dein Fuß sich erholt und dann starte wirklich langsam wieder. Marathon hin oder her. Es gibt wichtigeres!

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  3. Liebe Jenni!

    Wie gut ich dich verstehen kann. Es ist nicht schön, wenn man in der Wettkampfvorbereitung so überrascht wird :-(
    Aber vielleicht ist es ja tatsächlich ein Anzeichen von Überlastung und dein Körper braucht einfach ein bisschen Ruhe. Und dein Kopf vielleicht auch :-)
    Ich kenne diese Argumentationskette, in die man hineinrauscht, wenn einfach mal gar nichts so klappen mag.
    Das ist dann eine der Prüfungen des Lebens, dass man sich in diesen Momenten trotzdem mag. Trotzdem sich selbst sein eigener Freund bleiben darf. Und auch wenn man im Wartezimmer auf dem Boden sitzt - in Gedanken sich selbst umarmt und sich selbst Trost spendet. Sich selbst so annimmt - auch wenn man ein Häuflein Elend zu sein scheint. Lass die anderen die anderen sein.
    Versuche, dich auf dich zu konzentrieren. Was würde in deiner Situation ein Mensch nun machen, der sich zu 100% selbst liebt?
    Ich hoffe, deinem Fuß geht es inzwischen etwas besser.

    Ich wünsche dir alles, alles Gute! Vor allen Dingen wieder Spaß und Freude am Laufen :-)

    Liebe Grüße,
    Julia

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    1. Hallo Julia !
      Lieben Dank für deinen Kommentar, dem Fuß geht es dank Schiene und Einlagen deutlich besser und ich kann wieder mit Spaß laufen. Selbstliebe kenne ich überhaupt nicht.. ich versuche das zu lernen, aber es ist sehr schwierig ! Du hast eine interessanten Blog und ich freue mich auch bei dir quer zu lesen. Grüße, Jenni

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  4. Die #VfB TL auf Twitter vermisst dich und hofft, es geht dir gut

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    1. Danke für deinen Kommentar.. ich kann im Moment 10km schmerzfrei laufen, mehr wird am Wochenende ausprobiert.. ob Twitter je wieder ne Option für mich ist, kann ich momentan nicht sagen. Ich hoffe auch es geht euch allen gut. Grüße !

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