{Gastbeitrag} Mobbing unter Kindern und Jugendlichen

Nachdem ihr nun meinen eigenen Erfahrungsbericht zum Thema Mobbing, sowie den von der lieben Gina lesen durftet, habe ich nun einmal die andere Seite für euch. Ich habe den Andi dem ich schon länger über Twitter folge und daher weiß, dass er Erzieher ist gefragt ob er den mal "die andere Seite" beschreiben kann. Aber lest selbst. Danke für deine Mühe Andi ! 



Im Jahr 2009 begann ich die Erzieher-Ausbildung, seitdem war ich in fünf verschiedenen Einrichtungen (Kindergärten). Es kam bisher – glücklicherweise – noch nie vor, dass wir unter Kollegen/innen das Thema Mobbing (in englischsprachigen Ländern Bullying genannt) thematisieren mussten, denn bei den zwei bis sechsjährigen Kindern trat es nicht auf. Ein Grund hierfür könnte sein, dass wir es nicht so weit kommen lassen, denn die Kinder stehen während des Tagesablaufes nahezu immer unter Beobachtung. Weitere Gründe sind laut Melitta Walter, Münchner Fachberaterin für Gewaltprävention: Die Konflikte dauern nicht lange genug, um die Form von Mobbing anzunehmen (weil eben sehr zeitnah eingeschritten wird) und Vier- oder Fünfjährige seien zu solchen systematischen Handlungen noch gar nicht fähig. (1)
Anders kann es wenige Jahre später in Schulen aussehen, wie dieser Abschnitt aus dem Buch "Max in den Wolken" (2) andeutet:
"Scher dich nicht drum, Max, das lohnt sich doch gar nicht." Ich stimme ihm zu, aber trotzdem, die Ablehnung, die mir in der Schule entgegenschlägt, macht mir ganz schön zu schaffen. Mit Ausnahme von Eva scheint sich die gesamte Klasse gegen mich verschworen zu haben. Früher waren wir alle mehr oder weniger befreundet. Wann eigentlich sind sie zu Feinden geworden? Und warum überhaupt?

Ja, warum überhaupt? Die Gründe für Mobbing sind vielschichtig und komplex, rational oft nicht erklärbar. Zu den Ursachen gehören z. B. die Ausübung von Macht, ein Gefühl der Dominanz und Stärke sowie Entlastung für Aggressionen. (3)

Eine einheitliche Definition des Wortes "Mobbing" gibt es nicht, was es aufmerksamen und couragierten Lehrer/innen nicht einfacher macht situationsgerecht zu handeln und die Frage zu beantworten: Wo endet ein pubertierender Streit zwischen Kindern/Jugendlichen und wann beginnt systematisches Mobbing? Es gibt Anhaltspunkte, woran man Mobbing erkennen kann: "Ein Konflikt zwischen mehreren Schülern verfestigt sich
." / "Ein Schüler ist unterlegen." / "Es ist nicht erkennbar, wie sich der unterlegene Schüler aus der Situation selbst befreien kann." (4) Laut Dan Olweus, Professor für Persönlichkeitspsychologie, liegt Mobbing vor, sobald ein Kind/Jugendlicher wiederholte Male und über einen längeren Zeitraum negative Handlungen von einem (oder mehreren) Kindern/Jugendlichen erfährt. Im Gegensatz zu anderen Forschern sieht Dan Olweus auch einzelne schwerwiegende Vorfälle als Mobbing. (5)
Während meines Praktikums in einer Grundschule kam ich zu diesem Thema mit einem Lehrer ins Gespräch: Die schwerwiegenden Vorfälle finden heute nicht mehr sichtbar für den/die Lehrer/in statt, da sie meist über das Internet, in geschlossenen Gruppen, stattfinden. Hier dürfe sich die Schule aber nicht raushalten. Ein Beispiel für eine Mobbing-Variante (sogenanntesHappy-Slapping): Es werden Kinder/Jugendliche verprügelt oder ausgeraubt, andere filmen die Tat und stellen diese ins Internet. Das Opfer wird beim (Cyber)Mobbing permanent beleidigt, verleumdet oder bloßgestellt. (4) Bedauerlicherweise kein Einzelfall, denn es sind 500.000 Schüler/innen und damit fast jede deutsche Schulklasse von Mobbing betroffen. (6)
Ich selbst habe noch keine Erfahrung mit dem Handeln bei Mobbing, es gibt aber einige Möglichkeiten zur Prävention bzw. wenn dies nicht gelingt Intervention, die im Buch "Superlehrer + Superschule = supergeil" (4) erläutert werden:
- Mit der Klasse ganz konkrete Verhaltensregeln aufstellen, die jeder Schüler einmal jährlich unterschreibt.
- Diverse Angebote wie Anti-Mobbing-Koffer, Anti-Mobbing-Fibel (7), Materialien für Filmprojekte oder Theaterstücke nutzen.
- Eine Möglichkeit sind anonyme Fragebögen, um die Atmosphäre in der Klasse zu erfragen (Ich habe selbst schon Cybermobbing erlebt / Ich habe beobachtet, wie jemand gemobbt wurdeSo schätze ich die Situation in unserer Klasse ein).
- Den Eltern mitteilen, dass sie jeden Mobbingverdacht sofort dem Klassenlehrer / Vertrauenslehrer mitteilen sollen sowie enge Zusammenarbeit mit den Eltern.
- Gerade bei Cybermobbing können auch harte Maßnahmen wie Handyverbot in der gesamten Schule helfen.
- Schulausschluss für den Mobbenden (wird in einer Schulkonferenz beschlossen)

Jede/r Mobbing-Betroffene/r weiß, wie grausam es ist, tagtäglich gedemütigt zu werden. Es ist überaus wichtig, alle Anstrengungen zu unternehmen, dass Mobbing nicht auftritt bzw. Mobbing zu unterbinden.

Kommentare

Beliebte Posts