Vor dem Lauf #teroddathon Part1

Es ist der 15.10.2017 an dem ich frühs aufwache und mich krank fühle. Meine Hals tut weh, ich fühle mich nicht in der Lage dazu aufzustehen. Geplant war für diesen Tag der letzte lange Lauf vor dem Marathon. Nachdem mein Fuß mit Einlagen und einer Achillessehnenbandage versorgt wurde, kann ich schmerzfrei 10km laufen. Das habe ich schon ausprobiert, bis zum Marathon sind es noch zwei Wochen, also noch ein bisschen Zeit um noch ein paar lockere Einheiten zu machen. Tja, und nun Halsschmerzen. Den Tag über haue ich mir jede Menge Ingwer-Extrakt von Ultrasports rein. Pur, im Tee, ich versuche mich zu schonen. Werde aber immer müder und schwächer und die Schmerzen nehmen zu. Wie schön. Sonntagsabends auf dem Weg zum Pferd habe ich das Gefühl null Kraft zu haben, ich schwitze wie verrückt, fühle mich übel. Als ich montags früh aufwache tut jedes Schlucken weh, im Ohr im Hals. Ich gehe nicht zur Arbeit. Die Kraft zum Arzt zu gehen fehlt, ich kann kaum etwas trinken das den Hals nicht so sehr reizt dass ich mich übergeben muss. Was genau habe ich eigentlich verbrochen ? Hat das Problem mit dem Fuß nicht gereicht ? Muss jetzt auch noch eine richtige Grippe sein ? Scheinbar schreit mein Körper laut Stop. Der Stress auf der Arbeit der letzten Wochen, der letzte Urlaub vor 6  Monaten, das Training. Irgendwie scheint es zuviel geworden zu sein. Dienstags hole ich mir meine Krankmeldung und ein Attest für den Marathon ab, ich glaube nicht daran laufen zu können. Die schlimmen Halsschmerzen sind verschwunden, dafür beginne ich ekelhaft zu husten. Luft durch die Nase bekommen ? Was ist das ? An Laufen ist keinesfalls zu denken. Fieber habe ich auch. In den Stall gehen ist auch nicht drin. Und wer mich kennt weiß: Wenn ich nicht zum Pferd gehe, geht es mir wirklich schlecht. Auch am Wochenende und zu Beginn der neuen Woche fühle ich mich überragend scheiße, schleppe mich aber zur Arbeit.

 Erst Mittwoch fühle ich mich wieder so fit aufs Pferd zu sitzen. Ich merke leider, dass mir auch hier etwas die Kraft fehlt, die Luft nicht da ist. Prima. Ich sitze in einer Zwickmühle. Mein Kopf lässt mich nicht in Ruhe. Ich will doch unbedingt dieses Jahr den Marathon schaffen. Ich google nach Alternativrennen, vielleicht gibt es im Dezember oder so noch etwas. Ehm nein. Natürlich nicht. Einfach im Training die Strecke laufen ?? Nee, ist ja dann nicht offizielles. Auch blöd. Meinem Freund gehe ich so auf die Nerven dass wir uns fast in die Haare kriegen.
Irgendwann geht er dann auf die Seite des Frankfurt Marathons und erklärt mir lachend mit Attest würde ich nur eine Startgutschein für das nächste Jahr kriegen, Geld zurück gilt nicht. Na super. Wenn dann hätte ich doch nen Frühjahrsmarathon laufen wollen. Das Hotel ist eh schon gebucht, auch das Pferd ist übers Wochenende versorgt. Der Freund wird so oder so starten. Wie beschissen wäre es bitte wieder stundenlang in der Festhalle zu sitzen und zu warten ? Ich würde mich nur als der übelste Versager fühlen.  Mein Kopf rotiert. Also entscheide ich mich dafür es zu versuchen. Ich weiß, dass ich keine super Zeit aus mir herausholen kann, ich bin nicht sicher ob ich ankommen werde aber egal. Ich bin mir sicher bis zum Halbmarathon aufjedenfall zu kommen und nach allem was war, wäre ein DNF etwas, dass ich mit mir  mehr vereinbaren könnte, als ein DNS.

Freitagsabends telefonieren wir mit der Schwiergermama, sie hat uns alle drei angemeldet. Nur irgendwie fehlt meine Meldebestätigung. Eine Mail ist nicht aufzufinden, weder im Spam noch sonstwo. Der Aberglaube in mir kommt durch. Schlechtes Omen ? Samstagfrüh machen wir uns dann trotzdem auf den Weg nach Frankfurt. Nachdem wir im Hotel einen der letzten Parkplätze bekommen haben, gehts ab zur Marathonmall und zur Startnummernausgabe. Beziehungsweise für mich zum Help Desk. Man schreibt mir eine Startnummer auf den Zettel und ich gehe damit zur Ausgabe. Ging ja einfach. Eigentlich. Unter der Startnummer steht der falsche Name. Also zurück zum Help Desk. Die Mitarbeiterin war verrutscht, ich bekomme die richtige Nummer. Da halte ich sie nun also in der Hand.

Ich verdrücke ein paar Paniktränen und schon stehen wir vor der Ausgabe der Starterbeutel. Danach geht es in die Skyline Plaza, ich besorge mir noch Magnesium und Tempotaschentücher und wir essen eine Kleinigkeit. Danach geht es wieder rüber, wir schlendern nochmal durch die Mall, ich lasse mich massieren. Die Massage ist göttlich.. Meine Kopfschmerzen verschwinden. Langsam haben wir alles gesehen, holen uns noch unsere Portion Pasta, verabschieden uns von der Schwiegermama und gehen Richtung Hotel. Die Füße hochlegen, etwas Fernsehen, das Outfit für morgen bereit legen. Alles da. Puh. Einmal Glück gehabt. Da wir noch etwas Hunger haben machen wir uns nochmal auf in die Innenstadt, eine Kleinigkeit beim Bäcker holen. In der Zeil schauen wir uns noch die eingezeichnete Strecke auf dem Luftbild an. Sind ja nur drei Schritte.


Meine Beine fühlen sich mittlerweile schwer an. Und damit morgen 42,195 km ? Naja, wird schon. Irgendwie. Das Einschlafen ist so immerhin kein Problem. Mein mitgebrachtes VfB Trikot dass ich zum schlafen anziehe, soll mir nochmal Kraft geben. Meine Familie schickt mir gute Wünsche, zahlreiche Nachrichten via Twitter erreichen mich. Man drückt mir die Daumen, denkt an mich. Das tut gut. Ich schlafe völlig übermüdet ein... (Fortsetzung folgt..)


Kommentare

  1. Hört sich fast nach der hinlänglich bekannten Panik vor dem ersten Marathon an die leider auch nach mehreren solchen Veranstaltungen nie ganz abklingt. Irgendwas scheint der Körper dazu zu treiben völlig fertig zu sein und krank zu werden. Für mich irgendwie klar dass die Psyche halt stark zu unserem Gesundheitszustand beiträgt

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